Pfarrbrief

1. Pfarrbrief 2023

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Liebe Leserinnen und Leser!

Noch werden Menschen und Gebäude in der Ukraine von der russischen Armee bombardiert, nach wie vor sterben Menschen auf dem Weg über das Mittelmeer, nach wie vor wird heiß diskutiert, wie wir auf den fortschreitenden Klimawandel reagieren sollen, nach wie vor erkranken Menschen an Covid-19, nach wie vor beschäftigt uns als Kirche der sexuelle Missbrauch von Minderjährigen und Schutzbefohlenen, und nach wie vor scheinen die Positionen von Gegnern und Befürwortern des Synodalen Weges unvereinbar zu sein.
Angesichts dieser gegenwärtig düsteren Eindrücke, frage ich mich: Wie lange noch geht das so weiter, wohin wird das alles führen? Ja, Kirche – Wohin?
Gewiss, diese Frage mag sich nur jemand stellen, dem die Entwicklung unseres Pfarrverbandes und die Zukunft der Kirche insgesamt am Herzen liegen. Dankenswerterweise erklärten sich Johannes Brettner und das Ehepaar Hildner-Haas bereit, zum Thema „Kirche – Wohin?“, ihre Gedanken niederzuschreiben. Sie finden die Beiträge in dieser Ausgabe.
Die Gestalt der Kirche, wie sie sich heute mit all ihren Facetten darstellt, ist über fast zwei Jahrtausende und in konkreten geschichtlichen, geographischen und gesellschaftlichen Kontexten geworden.
Und was an Strukturen, Traditionen und Gewohnheiten geworden ist, kann und darf sich verändern und weiterentwickeln. Denn Stillstand ist Rückschritt. Wir haben heute Möglichkeiten, die Generationen vor uns nicht hatten, wir stehen heute vor Herausforderungen, die sie nicht kannten. Wir können nur im Jetzt und Heute leben und glauben.
Im vergangenen Jahr wurden in unseren beiden Kirchen 42 Kinder getauft. In jeder Tauffeier bekennen die Eltern und Paten stellvertretend für den Täufling den Glauben an Gott den Vater, an Jesus Christus und an den Heiligen Geist. Ohne dieses Bekenntnis kann die Taufe nicht gespendet werden. Was aber sagen wir, wenn wir das Glaubensbekenntnis sprechen, oder bei der Erneuerung des Taufversprechens in der Osternacht mit „Ich glaube“ antworten?
Der tschechische Priester und Religionsphilosoph Tomás Halík schreibt in seinem Papst Franziskus in Hochachtung und Dankbarkeit gewidmeten und lesenswerten Buch mit dem Titel „Der Nachmittag des Christentums. Eine Zeitansage“ (2022) über den Glauben, als er während einer Covid-19 Erkrankung Nächte durchwachte:
„In jenen schlaflosen Nächten bemühte ich mich, meine innere Stimmung zu überwinden, die von Ignatius von Loyola als Zeit der Trostlosigkeit bezeichnet wird, indem ich die Verse aus dem Apostolischen Glaubensbekenntnis stets wiederholte: Credo in Spiritum Sanctum, sanctam ecclesiam catholicam, sanctorum communionem … (Ich glaube an den Heiligen Geist, die heilige katholische Kirche, die Gemeinschaft der Heiligen…).
Was bedeutet es, dass ich an die Kirche glaube? Schon allein die Sprache des Credo zeigt den Unterschied zwischen dem Glauben an Gott (credo in Deum, in Iesum Christum, in Spiritum Sanctum) und dem Verhältnis zur Kirche (credo ecclesiam): Auf die Kirche bezieht sich unser Glaube nicht auf die gleiche Art wie auf Gott. Der Glaube an die Kirche wird nicht auf dieselbe Ebene gestellt wie der Glaube an Gott, er ist aber auch nicht etwas neben unserem Glauben an Gott.
Unser Verhältnis zur Kirche ist ein Element unseres Glaubens an den Heiligen Geist, es gründet sich auf das Vertrauen, dass Jesus seinen Jüngern den Helfer und Tröster, den Geist der Wahrheit, verheißen hat, der bei ihnen bleiben wird. Die Kirche ist in dem Maße die Kirche Christi, wie in ihr der Geist Christi wirkt. …
Der Geist als ihr Lebensprinzip, als ein ‚Blutkreislauf‘, der verschiedene Organe ihres Körpers verbindet, ist der Garant sowohl ihrer Einheit als auch ihrer ununterbrochenen Erneuerung.“ (S. 104; 105)
Es ist meine Hoffnung auf und das Vertrauen in das kraftvolle Wirken des Heiligen Geistes und nicht die ständigen Störversuche eines wie auch immer gearteten „Ungeistes“ in den Herzen und Köpfen von uns Menschen, die mich zuversichtlich in die Zukunft schauen lassen.
Meine Bitte an den Auferstandenen Herrn in dieser Osterzeit ist daher, dass er uns als Christinnen und Christen den Mut schenkt, uns auf das Wirken des Heiligen Geistes einzulassen. Denn es ist die Kraft des Geist-Sturmes, der alles erschüttert, und der uns als Kirche vorantreibt; es ist das Feuer seiner Liebe, das in uns die Leidenschaft für unsere Erde und die Menschen, die auf ihr leben, entzündet; und es ist der Friede und die Einheit in der Vielfalt, die sich wie eine Taube in unseren Herzen einnisten wollen.

Mit allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Seelsorgeteam wünschen wir Ihnen gesegnete Ostern und geisterfüllte Pfingsten!

Ihr
P. Klaus und P. Stephen sowie V. Nickel