Veranstaltungen
Ostern – Ein Fest der Hoffnung
Die Evangelien berichten uns, dass Jesus sein Leiden und seine Auferstehung dreimal ankündigte: „Der Menschensohn müsse nach Jerusalem gehen und von den Ältesten, den Hohenpriestern und den Schriftgelehrten vieles erleiden; er werde getötet werden, aber am dritten Tag werde er auferstehen.“ (Mt 16, 21)
Die Jünger ringen und glauben dennoch an die Botschaft, die in ihnen die Hoff-nung bestärkt, dass Jesu Leben eben nicht mit seinem Tod endet, sondern uns Menschen durch seine Auferstehung die Hoffnung auf ein neues und unverlier-bares Leben gibt. Wir sind eingeladen, uns dieser Botschaft zu stellen und daran zu glauben. An Ostern und in jeder Eucharistiefeier bekennen wir: „Deinen Tod, o Herr, verkünden wir, und deine Auferstehung preisen wir, bis du kommst in Herrlichkeit.“
In diesem Jahr feiern weltweit alle Christen am selben Datum gemeinsam das Fest der Hoffnung, Ostern. Deshalb bietet dieses Jahr eine Chance, dass alle Christen ihren Glauben an Jesus Christus gemeinsam neu entdecken, vertiefen und bekennen.
Denn vor 1700 Jahren kamen Bischöfe aus dem römischen Reich in Nizäa, einer Stadt in der heutigen Türkei, zusammen, um gemeinsam ein Bekenntnis zu for-mulieren, was wir als Christen glauben. Dieses Glaubensbekenntnis wird bis heute mit unterschiedlichen Namen bezeichnet: In der katholischen Kirche nen-nen wir es das „Große Glaubensbekenntnis“, in der Orthodoxie „Symbolon“, in anderen Kirchen wird es als das „Nizäno-Konstantinopolitanische Glaubens-be-kenntnis“ bezeichnet. Es gehört zum gemeinsamen Glaubensgut aller christlichen Kirchen. Trotz vieler Gemeinsamkeiten gibt es zwischen den Kirchen der Ortho-doxie und den anderen Kirchen aufgrund der Kalenderreform unter Papst Gregor XIII. keinen gemeinsamen Ostertermin mehr.
In den letzten Jahren gab es Gespräche, ob alle Christen am gleichen Datum Os-tern feiern. Bis jetzt gibt es noch keine Entscheidung darüber. Die Feier der Auf-erstehung Jesu kann wie ein Samen der Hoffnung sein, der in die Herzen der Menschen gesät wird, damit er wachsen kann.
Die Auferstehung Jesu schenkt uns eine neue Hoffnung für das Leben und Wirken aller Christen heute. Wir vertrauen darauf, dass wir als Christen in Frieden leben und miteinander respektvoll umgehen.
Brief von Reinhard Kardinal Marx, Erzbischof von München und Freising, an alle Senioren
Ostern 2025
In-sich-Gehen
Liebe Seniorinnen und Senioren,
in der Osternacht hören wir in diesem Jahr das Osterevangelium nach Lukas. Im letzten Vers hören wir dort von Petrus, der sich aufmacht und zum Grab läuft. Er schaut hinein, sieht nur die Leinenbinden liegen, wundert sich und geht nach Hause.
Im Evangelium steht nichts davon, dass Petrus zum Glauben gekommen wäre. Er sieht das leere Grab, wundert sich darüber und geht – zu sich. Im griechischen Urtext stehen tatsächlich nur die Worte, dass er „zu sich“ geht. Die Worte „nach Hause“, so wie wir es in der deutschen Übersetzung hören, stehen nicht dabei.
Dieses „zu sich“ ist also doppeldeutig. Es kann sowohl „zu sich nach Hause“ bedeuten als auch „zu sich selbst“, im Sinne von „in sich gehen“. Wenn wir an dieser Stelle einmal dieser zweiten Spur folgen, würde das heißen, dass Petrus das leere Grab gesehen hat, darüber verwundert ist und dann in sich geht, um darüber nachzudenken, was hier passiert ist. Denn das leere Grab an sich ist noch kein Beweis für die Auferstehung. Petrus muss sich selbst klar werden, wie er dieses leere Grab deutet. Uns geht es heute nicht anders. Wir hören die Ostererzählungen und jeder und jede muss dann zu sich oder in sich gehen, um zu überlegen, was das jetzt für ihn oder sie heißt.
Zu diesem Osterfest möchte ich Sie herzlich einladen, genau das zu tun: Denken Sie an die Ostererzählung. Denken Sie an all das, was uns die Schrift über Jesus Christus überliefert hat. Nehmen Sie sich Zeit – vielleicht bei einer Tasse Tee oder Kaffee oder bei einem Spaziergang allein. Nehmen Sie sich Zeit und gehen Sie in sich und denken Sie über die Bedeutung der Ostererzählung und die Bedeutung von Jesus Christus für Ihr Leben nach. Was glauben Sie ganz persönlich? Welche Rolle spielt Jesus Christus, welche Rolle spielt Gott in Ihrem Leben. Wirkt sich Ihr Glaube in Ihrem Alltag aus?
Jeder Mensch sollte zu seinem eigenen Glauben kommen, zu einem Glauben, den er oder sie in seinem oder ihrem Inneren als wahr oder als ganz persönliche Hoffnung verankert hat. Einem Glauben, der sich im Leben als tragend erweisen kann.
Wer diesen, seinen Glauben gefunden hat, kann auch zum Pilger der Hoffnung werden, so wie uns Papst Franziskus in diesem Heiligen Jahr aufruft. Das heißt, wenn wir wissen, wer Gott und Jesus Christus für uns sind, können wir anderen Menschen davon erzählen und im Sinne der Schrift handeln.
So wünsche ich Ihnen eine gesegnete Osterzeit. Gehen Sie in sich, um Ihre eigene Hoffnung zu entdecken und werden Sie dann Pilger und Pilgerin der Hoffnung in dieser Welt, wie uns auch der erste Petrusbrief (3,15) auffordert: „Seid stets bereit, jedem Rede und Antwort zu stehen, der nach der Hoffnung fragt, die euch erfüllt“.
Reinhard Kardinal Marx
Erzbischof von München und Freising